auf Reise in Südamerika

mit Ute und Volker


Hinterlasse einen Kommentar

Perfektion in Stein

Am 23. Mai haben wir Lima verlassen, am 10. Juni haben wir La Paz in Bolivien erreicht. Dazwischen liegen ereignisreiche und sehr schöne Wochen in Peru. Natürlich und vor allem Cuzco und die Inkas.

In Lima haben wir einige Freunde wiedergetroffen, die wir auf der Reise kennengelernt haben. So auch Sarah und Erdem, die wir in Ecuador getroffen hatten. Sie möchten für drei Monate in die Türkei und haben ihre Schwierigkeiten, die Aufenthaltserlaubnis für ihr Fahrzeug zu verlängern. Von Julie und Russ, zwei Amerikanern, die wir in Cuzco treffen, haben wir dann erfahren, dass sie es, in letzter Minute, geschafft haben. Sarah und Erdem haben uns auch erzählt, dass die Strecke nach Cuzco über Ayacucho zwar asphaltiert, aber ein ewiges Serp entinenfahren ist. Und die Strecke über Nazca sei auch sehr schön.

Also fahren wir, obwohl wir die Strecke kennen, nach Nazca, mit einem Zwischenaufenthalt in Paracas. In Nazca fahren wir noch kurz zum Cemeterio von Chauchillas, 15 km südlich von Nazca. Dort kann man viele gut erhaltene Mumien bestaunen, in den Gräbern, in denen sie gefunden wurden. Anbei eine kleine Auswahl für DSSM (Deutschland sucht die schönste Mumie). Bitte Stimme abgeben!

 

Und dann geht es in die Berge. Über den ersten Pass mit 4.400 m Höhe, wieder runter auf 2.300 m, dann wieder hoch und ca. 90 km auf einer Hochebene in 4.000 m. Hier sehen wir dann die lange gesuchten Kondore, und zwar gleich ca 20 Exemplare auf ein mal. Sie sitzen auf einer Wiese, es ist nicht erkennbar warum.

 

Dazwischen dann zwei größere Baustellen, bei denen die Straße für einige Zeit komplett gesperrt wird. Zuerst haben wir noch Glück, nur 10 Minuten Wartezeit, aber bei der zweiten Baustelle dann eine ganze Stunde. Wir haben schon befürchtet, dass wir unseren Übernachtungsplatz nicht erreichen und auf 4.000 m nächtigen müssen, aber auf der Hochebene geht es doch recht flott und wir schaffen es noch, wenn auch bereits bei Dunkelheit. Das Hotel Tampumayu hat viel Platz für unser Wohnmobil, und auf der Speisekarte stehen gebratene Forellen, die wir gleich probieren müssen.

Am kommenden Tag erreichen wir Cuzco und den Campingplatz Quinta Lala. Wir haben schon von anderen Overlandern erfahren, dass das Navi einen gerne in eine extrem steile Straße leitet, die zudem noch zwei scharfe Kurven hat. Die anderen Overlander kamen nicht weiter und ihr Auto ist dann sogar rückwärts ins Rutschen gekommen. Nur mit der Hilfe von Passanten konnten sie das Auto halten und dann langsam wieder rückwärts den Berg runter. Auch unser Navi führt uns mitten durch die Stadt, und dank der Aufmerksamkeit von Ute biegen wir auf besagter Straße rechtzeitig ab. Wir fahren dann zwar mitten durch die Altstadt, über den Hauptplatz, vorbei an der Kathedrale, aber wir finden dann die Zufahrt, die wir nehmen können. Zwar steil genug, aber für das Auto zu schaffen.

Quinta Lala ist sehr schön mit viel Grün, sehr nette Wirtsleute. Allerdings ist ein Klo mit Dusche für bis zu 20 Camper mehr als eine Zumutung. Aber auch die einzige Alternative in Cuzco. Hier treffen wir auch Hartmut wieder, den wir schon in Cuenca in Ecuador getroffen hatten. Inzwischen allein reisend, weil Marion bereits nach Deutschland vorausgereist ist. Später treffen wir auch noch Mariam und Willi, die wir von Lima kennen. Und am letzten Tag lernen wir Julie und Russ kennen, die wiederum Sarah und Erdem, Ivan, Melanie und Justin kennen, die wir auch alle schon getroffen haben. Die Overlander-Welt ist doch eine kleine Welt.

 

In den nächsten Tagen erkunden wir Cuzco und die nähere und weitere Umgebung. Und wir sind äußerst angetan. Hier sind die Spuren der Inkas überall zu finden und wir sind beeindruckt. Sowohl in Cuzco, wo die Inka-Relikte meist als Grundmauern zu sehen sind, die alten Bauten wurden abgetragen und die Steine von den Spaniern für ihre Kirchen und Bauwerke verwendet. Aber auch von den vielen weiteren Inka-Ruinen, die um Cuzco und im Valle Sagrado (heiliges Tal) zu finden sind. Beeindruckend ist natürlich die Genauigkeit, mit denen die Steine der Mauern passgenau gefertigt wurden, wir sind aber auch beeindruckt davon, wie harmonisch die Inkas ihre Anlagen in die Natur und Landschaft eingefügt haben. Und so besuchen wir Saqsaywaman, die Festungsanlage in Cuzco, die noch wuchtig wirkt. Besonders angetan aber haben es uns die Terrassenanlagen von Tipon, Pisaq Chincherro und Moray. Vor allem Pisaq ist gewaltig, die Terrassen ziehen sich den ganzen Berghang entlang. Leider müssen wir nach vermutlich 4/5 der Strecke zur Sonnenuhr abbrechen, da wir in Pisaq von einem plötzlichen Unwetter überrascht werden. Die ersten Regentropfen ignorieren wir, aber als es dann stärker wird und der Regen von heftigem Hagel abgelöst wird, ist der schmale Weg entlang des Berges mit steilen Abhängen doch zu gefährlich. Also auch hier in Cuzco sind wir vor El Nino nicht sicher!

Panorama Saqsaywaman

Natürlich müssen wir noch unseren Machu-Picchu-Besuch vorbereiten. Da man nicht mit dem Auto dorthin fahren kann, diskutieren wir mit den anderen Overlandern, wie sie angereist sind oder anreisen wollen. Glatter Wucher ist die Anreise mit dem Zug. Pro Person fallen da mindestens 120 USD für jeweils 42 km An- und Rückreise an. Die Alternative dazu ist Anfahrt mit dem Auto über ziemlich schlechte Straße, dann 2,5 Stunden Wandern bis nach Aguas Calientes/Machu Picchu Town. Und zwei Übernachtungen. Nach langem Hin und Her beschließen wir, dass wir dann doch mit dem Zug fahren. So können wir ohne Hektik an einem Tag anreisen, haben viel Zeit für Machu Picchu bis zum Sonnenuntergang, und können mit dem letzten Zug zurückfahren und in unserem eigenen Auto schlafen.

Nachdem das alles geklärt ist, besuchen wir auf der Anreise nach Ollantaytambo, von wo der Zug starten wird, noch Chincherro und die Salineras de Maras. Heiße Quellen lösen im Berg das mit vielen Mineralien angereicherte Salz und werden hier in unendlich viele Becken geleitet, die am Berghang bereits vor den Inkas angelegt wurden. Wie seit Jahrhunderten wird auch heute noch – hochwertiges – Salz gewonnen. Es ist mineralhaltiger als Meersalz. Drei Tage braucht es, bis das Wasser verdampft ist und die Salzkruste übrig bleibt. Bis zu zehnmal wird das Becken wieder gefüllt, dann wird geerntet, der Boden des Beckens wieder geglättet und verdichtet, und dann wieder die Sole eingeleitet. Wir dürfen hier auch übernachten, und nachdem die anderen Touristen weg sind, können wir das Auto sogar direkt über den Salzbecken hinstellen und können, ganz exklusiv, den Anblick weiß verkrusteter Becken genießen. Am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang gehen wir nochmals runter und decken uns dann auf dem Rückweg mit 2 Kilo bestem Salz ein. Für schlappe 5,50 Euro.

Dann erreichen wir Ollantaytambo. Mehr durch Zufall stoßen wir auf den Parkplatz von IncaRail und können dort zwei Nächte kostenlos parken und übernachten. Wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Zwar stören die dauernden Zugansagen und der viele Autoverkehr, aber letztendlich für uns eine gute Lösung. Und am nächsten Morgen, kurz nach 6 Uhr, geht es dann los.

Mit dem Zug brauchen wir für die 42 km dann 1,5 Stunden und sind knapp nach 8 Uhr in Aguas Calientes. Bis zum Eingang von Machu Picchu sind es 400 Höhenmeter, so dass wir es vorziehen, für den Weg nach oben den Bus zu nehmen. So sind wir eine halbe Stunde später am Eingang. Wir haben damit den Sonnenaufgang verpasst, aber der Himmel ist bewölkt, so dass es ein hinnehmbarer Verlust ist. Wir wollen den Menschenmassen aus dem Weg gehen, von denen ein Großteil bereits ab 12 Uhr wieder zurückgeht, da sie noch am gleichen Tag nach Cuzco zurückfahren. Also steigen wir erst etwa 350 Meter zum Sonnentor auf und haben einen herrlichen Blick über Machu Picchu und die schroffen Berge ringsum. Es ist die Lage, welche Machu Picchu so besonders macht. Hoch über dem Tal des Urubamba, und links und rechts steile, oben abgerundete Berggipfel mit senkrechten Flanken, die bis zu 1000 m abfallen.

Panorama Machu Picchu

Nachdem wir vom Sonnentor zurück sind, gehen wir nun zur Puente del Inka. Bereits der Weg dorthin geht an einer senkrechten Wand entlang, gottseidank breit genug und am Abgrund mit Büschen, so dass man nicht in die Tiefe sehen muss. Allerdings versperrt ein Lama den Weg, vorbei geht es nur auf der „Außenbahn“. Und dann sind wir dort. Die Brücke selbst ist in einer senkrechten glatten Felswand und besteht aus zwei Balken, die bei Gefahr weggezogen werden können, so dass dieser Weg unpassierbar ist. Vor allem nach der Brücke geht der weitere Weg entlang der glatten Wand, oben und unten mehrere hundert Meter. Die Inkas müssen völlig schwindelfrei gewesen sein. Allein vom Anblick der senkrechten Wand wird uns nach einiger Zeit etwas mulmig und wir treten lieber den Rückweg an.

Nach einer kleinen Pause führt der Weg nun hinunter in die Ruinen. Es ist zwar nicht leer, aber tatsächlich sind deutlich weniger Besucher da. Inzwischen ist auch die Sonne durchgedrungen. Wir durchstreifen die Anlage bis zum anderen Ende und dann langsam, durch das Handwerkerviertel, wieder zurück. Kurz vor vier Uhr ist der Rundgang beendet und wir haben genügend Zeit, um den Abstieg und Rückweg nach Aguas Calientes zu Fuß zu machen. 400 Höhenmeter Steintreppen, leider kein deutsches DIN-Maß, sondern hohe Stufen, anstrengend, obwohl es nach unten geht. Nach 1,5 Stunden ist das Ziel erreicht. Im „Indio Feliz“ dann leckeres Abendessen, bevor der Zug um 19 Uhr zurück nach Ollantaytambo fährt. Ein sehr beeindruckender Tag geht zu Ende.

Wir machen nochmals Halt in Quinta Lala in Cuzco, um zu duschen und am nächsten Tag wieder einzukaufen. Heute wird das Fest „Corpus Christi“ gefeiert. Die Heiligen der umliegenden Ortschaften von Cuzco wurden, teilweise seit einer Woche, vor die Kathedrale getragen. Mit viel Prunk, mit festlichen Trachten werden die Heiligen von mehr als 20 Männern im Rhythmus der mitgereisten Bands um den Platz getragen und dann in die Kathedrale gebracht. Tausende von Menschen beobachten das Spektakel und essen das Gericht des Tages: Schwein und vor allem Cuyo – Meerschweinchen.

Dann geht es weiter Richtung Titicacasee. Erster Stopp dann in wieder in (einem anderen Aguas Calientes, es gibt eben viele heiße Quellen in den Anden. Wir genießen das heiße Bad, die Temperatur und die Höhe schlauchen aber ganz schön. Lange lässt es sich in 4100 m Höhe nicht im heißen Wasser aushalten.

Kurz vor dem Titicacasee besuchen wir die Grabtürme von Sillustani. Die Colla und später die Inka bauten bis zu 8 Meter hohe Türme aus massiven Steinen und bestatteten hier höhere Würdenträger, obwohl die Bewohner zu dieser Zeit in einfachen Lehmziegelhäusern lebten. Wie auch bei anderen Kulturen in Südamerika üblich, wurden sie gleich samt Familie, Dienern, Nahrung und sonstigen Besitztümern begraben. Offensichtlich gibt es doch einen kulturellen Fortschritt. Freundlicherweise können wir auf dem Parkplatz übernachten. Und sind erstaunt, dass bei unserer Rückkehr vom Rundgang Hartmut, von dem wir uns in Cuzco verabschiedet hatten, ebenfalls dort ist. Auch die nächsten zwei Nächte werden wir gemeinsam verbringen.

Und dann haben wir ihn erreicht, den Titicacasee. Wir lassen Puno quasi links liegen, denn es ist bekannt dafür, dass Autos aufgebrochen werden. Unser Bedarf dazu ist bereits in Chile hinreichend gesättigt. 20 km weiter südlich in einem kleinen Ort am See finden wir einen Stellplatz. Wir müssen einen Umweg fahren, weil heute „Dia de las Banderas“ ist. Diverse Gruppen ziehen um den Marktplatz, beten vor den dort ausgelegten Blumenbildern und Heiligen, begleitet vom Pfarrer und in Trachten gekleideten Frauen und mit Schärpen behangenen Männern. An einem der Essensstände lassen wir uns eine frittierte Forelle mitgeben nebst diverser Sorten Kartoffeln und Choclo, einer Maissorte mit ziemlich großen Körnern.

Und dann ist der letzte Tag in Peru angebrochen. Nachdem uns die Strecke entlang der Küste nicht gut gefallen hatte waren wir ja mit gemischten Gefühlen zurückgekehrt. Aber insgesamt war die Fahrt durch das Hochland, sowohl im Norden als auch nun nach Cuzco und zum Titicacasee, sehr spannend, schön und interessant. Und entgegen einiger Meinungen haben wir die Peruaner als sehr freundlich, offen und wohlwollend erlebt. Und sind nur ein einziges Mal von der Polizei kontrolliert worden. Bei den meisten Polizeikontrollen wurden wir einfach durchgewunken.

Mit Halt in Copacabana sind wir nun in La Paz angekommen. Aber darüber dann im nächsten Blogbeitrag.


2 Kommentare

Regenmacher auf Kulturreise

Wir grüßen euch aus dem fantastisch grünen und sehr nassen Ecuador – seit drei Tagen sind wir im Land und genießen das tropische Grün nach fast sechs Wochen Fahrt durch Wüste. Die letzten drei Wochen waren geprägt durch viel Kultur und Strandurlaub, alles bei sehr sommerlich schwülen Temperaturen um die 30 – 35 Grad.

Die Reiseroute

Die Reiseroute

Nach Lima ging es zunächst wieder mal auf der Panamericana durch Sanddünen bis Medio Mundo, einer Brackwasserlagune am Meer mit vielen Vögeln und einem netten Hostal, wo wir entspannt campen konnten. Da dort auch Fischbecken angelegt sind, Eldorado von unzähligen Fischreihern. Wir haben alleine fünf verschiedene Arten gezählt. Den Nationalpark Lachay haben wir ausgelassen, alles trocken und braun und voller Fliegen der umliegenden Hühnerfarmen. Nach nur einer halben Stunde Pause hatten wir soviele Fliegen im Auto, dass wir noch Tage gebraucht haben, um sie wieder aus dem Auto zu bekommen.

Kurz nach Medio Mundo zweigt die Strasse nach Caral ab. Erst 2001 entdeckt, soll es sich hierbei um die zweitälteste städtische Anlage der Welt handeln (nach Mesopotamien), das haben Analysen von dort vorgefundenem organischen Material ergeben. Da es sich immer noch um eine Ausgrabungsstätte handelt, darf man nur mit Führer auf das Gelände . Bis jetzt sind vor allem einige sehr imposante Tempelanlagen freigelegt worden, dazwischen einige wenige Reste von Häusern, die vermutlich von den Priestern bewohnt waren.

Weiter ging es über Casma nach Las Tortugas, einem kleinen Fischerort. Wir haben vor dem Restaurant Tarawasi übernachtet. Abends gab es leckere Paella, der Besitzer ist Spanier. Am nächsten Tag ging es wieder zurück bis Casma und von dort zu der Anlage von Sechin. Es handelt sich wohl um einen der ältesten Adobebauten Perus, dessen Steinplatten mit Reliefs versehen sind. Diese sind bis heute rätselhaft, neben Menschen und Tieren sieht man auch abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen, und niemand weiß, was die Bilder ausdrücken sollen.

Unser nächster Halt war Trujillo bzw. Huanchaco, ein sehr entspanntes Örtchen direkt am Meer. Dort angekommen waren beide Hostales, die Camping anbieten, voll und so sind wir das erste Mal auf dieser Reise in ein Hotel – vor allem weil es einen sicheren Parkplatz angeboten hat. War aber auch ganz schön, mal eine Dusche und Toilette für uns zu haben. Wir haben abends auf dem Hotelparkplatz im Auto gekocht, das hat niemand gestört. Da wir länger bleiben wollten, haben wir im Internet recherchiert und das Hostal Casa Amelia gefunden, wo wir die nächsten drei Tage in der Hofeinfahrt stehen durften. Sehr nett, gemanagt von einem Holländer, mit Papagei, Kater und Hase als Haustiere.

Um Trujillo gibt es nicht nur Chan Chan, die größte Lehmziegelstadt Perus, die lange vor den Inkas entstanden ist, sondern auch mehrere Tempelanlagen, die um diese Stadt herum angelegt wurden. Alle gebaut aus Lehmziegeln und von riesigen Ausmaßen. Leider sind diese Gebäude stark von Erosion betroffen, wenn es denn mal regnet und die letzten El Nino Jahre haben wohl große Schäden angerichtet. Wir haben uns natürlich Chan Chan und die Huacas (Tempel) de la Sol y de la Luna und die Huaca Arco Iris angeschaut. Hat uns sehr beeindruckt. Bei fast allen Anlagen gibt es übrigens auch immer Museen, die sich sehr lohnen.

Auch Trujillo selbst lohnt einen Besuch. Wir konnten das Auto beim Casa Amelia stehen lassen und sind mit dem Bus in die Stadt gefahren. Schöne alte Gebäude und für die drittgrößte Stadt Perus eine sehr entspannte Atmosphäre. Im Spielzeugmuseum gibt es ein wunderbares Cafe, fast schon französich.

 

Ansonsten gabs die üblichen Overlander-Dinge zu tun: Die Gasflasche musste mal wieder gefüllt werden, Auto brauchte dringend eine Unterbodenwäsche, einkaufen etc. Konnten wir alles sehr geruhsam erledigen. Einziger Wermutstropfen: Wir hatten mal wieder die Darmkrankheit, diesmal hat es Ute erwischt, sie hat dann auch Antibiotika genommen, was zumindest kurzfristig etwas Besserung brachte.

Nach vier Tagen war dann aber gut und wir sind weiter Richtung Norden, unser Ziel war das Museum Nacional Tumbas Reales de Sipan in Lambayeque. In Sipan hat man mehrere fast vollständig erhaltene (also nicht geplünderte) Gräber gefunden, zwei davon offensichtlich von Herrschern, da sie sagenhaft wertvolle Grabbeigaben enthielten. Die Fundstücke sind in dem wirklich schönen Museum in Lambayeque zu sehen, ebenso ist die Grabanlage nachgebaut. Man muss wohl nicht erwähnen, dass mit dem Herrscher nicht nur seine Lieblingsfrauen, sondern auch Wachleute, ein Kind, der oberste Diener, Hunde und Lamas begraben wurden. Wenn sie nicht alle gleichzeitig der Schlag getroffen hat, als der Herrscher starb, mag man da gar nicht so genau darüber nachdenken. Leider durfte nicht fotografiert werden, am Eingang wurde peinlichst kontrolliert, ob Kamera oder Handy mit Foto dabei hattte.

Wir sind am Abend in dem Hostal Mamita Helmita in Lambayeque untergekommen, dort durften wir auf dem Parkplatz stehen und hatten sogar ein eigenes Bad. Im großen Saal direkt gegenüber von unserem Stellplatz fand ein Treffen einer Freikirche?/Sekte? statt, der Priester hat stundenlang erzählt (mit Powerpoint-Präsentation), über 4 Stunden! Dazwischen Segnungen, Gebete, Gesang – dann gabs Essen und ab ca. 23 Uhr Musik und Tanz. Wir konnten nicht wirklich gut schlafen ;(

Außerdem hat es – geregnet. Alle haben uns versichert, dass es sonst nie regnet – aber ihr kennt uns ja schon als Regenmacher und so hat uns das nicht gewundert. Eher gewundert hat uns, dass es auf der Weiterfahrt durch die Sechura Wüste (eine der trockensten Wüsten Perus) auch geregnet hat, in Piura stand das Wasser auf den Straßen. Man muss sich das so vorstellen, dass alle Städte und Dörfer in diesen Gebieten nicht für Regen gebaut sind, d.h. es gibt keine funktionierende Kanalisation und wenn, ist sie verstopft. Aus dem pudrigen Staub wird sofort zäher Matsch, es ist auf gut Deutsch eine riesige Sauerei.

Wir sind an die Küste gefahren, an das Cabo Blanco und haben uns in dem kleinen Ort direkt neben die öffentlichen Duschen/Toiletten an den Strand gestellt. War sehr ruhig und wir haben uns sicher gefühlt. Nebenan dann für 1 Sol (ca. 0,30 EUR) Duschen und 0,5 Sol Toilettengang. Ab hier ist das Meer endlich badetauglich, da der Humboldt Strom nach Westen abbiegt und der Panama Strom warmes Wasser bringt. Wir konnten uns also im Meer abkühlen, was nach den Tagestemperaturen von 35 Grad auch dringend notwendig war.

Die nächsten Tage war dann Strandurlaub angesagt, noch etwas weiter nördlich an der Küste gibt es kurz vor Zorritos ein kleines Hostal – Swiss Wasi – geführt von einem Schweizer und seiner peruanischen Frau. Wir haben dort drei Tage verbracht. Der erste Tag wie aus dem Bilderbuch, Sonne, Strand, Palmen, im Meer baden, sich einen höllischen Sonnenbrand holen, Erholung pur. Die nächsten zwei Tage hat es geregnet – ihr wisst es schon, es regnet sonst nie etc. Hatten wir ja schon.

Als es nicht mehr aufhören wollte, sind wir gefahren, durch die ziemlich überflutete Stadt Tumbes an die Grenze nach Ecuador – und nun stehen wir seit zwei Tagen in Vilcabamba im Hostal Izhcayluma und – es regnet. Was hier in Ecuador allerdings schon sehr normal ist, es ist Regenzeit und vermutlich wird uns der Regen die ganze Zeit begleiten. Mal schauen, was wir alles machen können von unseren geplanten Zielen.

Der Übergang von Peru nach Ecuador war schon extrem. Bis kurz vor die Grenze bleibt Peru eine Wüste, allenfalls unterbrochen von grünen Tälern. Kaum kommt man nach Ecuador, ist alles grün und fruchtbar. Und tropisch warm. Irgendwie gemein, dass die Peruaner davon nichts abgekommen haben.

Leider hat Ute aus Peru die Darmgrippe mitgenommen, diesmal soll sie aber ohne Antibiotika verschwinden. Obwohl wir wirklich aufgepasst haben, war eigentlich immer einer von uns während der vier Wochen Peru angeschlagen. Allerdings geht es fast allen so, die wir getroffen haben, es scheint unvermeidlich zu sein.

Morgen geht es Richtung Norden, zuerst nach Cuenca, dann entlang der Panamericana durch das Hochland, mit Abstechern rechts und links zu Vulkanen und in die Nationalparks.


2 Kommentare

Hola Peru! In Lima angekommen

Die Reiseroute:

Google Maps

Inzwischen sind wir schon wieder 5 Tage in Lima, über zwei Wochen in Peru. Mit einem Tag Verzögerung sind wir in Peru eingereist. Unsere erste Station war Arequipa, die „weiße Stadt“. Weil die (alten) Häuser aus weißem Tuffgestein gebaut sind. Bereits Mitte des 16. Jhd. gegründet zeigt sich bis heute viel historische Bausubstanz und Kultur. Davon gibt es in Chile nicht so viel, entsprechend ist für uns der „Kulturschock“ recht willkommen. Interessant ist, dass die katholische Kirche schon sehr früh Elemente der indigenen Bevölkerung aufgenommen und in den Glauben integriert hat – und damit die Akzeptanz des katholischen Glaubens gefördert hat. Entsprechend finden sich in Bildern und Steinmetzarbeiten viele Pflanzen, Tiere und Symbole aus der „neuen Welt“. So auch in der Sakristei der Kirche San Lorenzo, die komplett mit Fresken ausgemalt ist. Ganz spannend ist auch der Besuch des Klosters Santa Catalina. Ein Nonnenkloster, das erst seit 1970 für Besucher geöffnet ist – und heute von den Eintrittsgeldern der vielen Besucher lebt. Eine Stadt in der Stadt, nur dass die Nonnen nicht rauskommen; wir Gott sei Dank schon.

Weniger schön ist, dass sich Volker den offensichtlich unvermeidlichen Durchfall einhandelt hat und zwei Tage ziemlich lahmgelegt ist. Erst mit entsprechenden Antibiotika geht es dann wieder aufwärts. Und dann macht auch noch das neue Notebook schlapp, wird langsam und will nicht mehr ins Internet. Der freundliche Mitarbeiter des Hostal Las Mercedes vermittelt uns einen PC-Experten. Und so kommen wir in den „Genuss“ die peruanische Vorstellung von Terminen kennenzulernen. Zuerst kommt er abends um 16 Uhr, dann um 18 Uhr, um dann doch erst am nächsten Tag um 8 Uhr vorbeizukommen. Dann doch wieder erst abends, so dass wir uns inzwischen schon nicht mehr wundern, dass er weder dann noch am darauffolgenden Tag kommt. Aber nach vier Tagen ist es dann soweit! Und tatsächlich, alles funktioniert wieder! Na wer sagt’s denn! Aber so bleiben wir fast eine Woche in Arequipa. Und wie schon oft, herrscht auch jetzt (wenn wir da sind) ungewöhnliches Wetter. Viel Regen. Deshalb verschieben wir auch den geplanten Besuch des Colca-Canyon auf die Rückreise, denn bei Regen und Nebel lohnt ein Besuch (noch) nicht.

Von 2.350 m geht es dann wieder auf Meereshöhe, und wieder durch endlose Wüste. Allerdings diesmal mit ein paar Abwechslungen, Sandsturm und eine spannende Küstenstraße, wenn auch entsprechend zeitraubend. Immer wieder kommen wir von der Wüste in Oasentäler, deren Flüsse das Wasser aus den Kordilleren bringen. Dann wechselt das Ocker der Wüste in sattes Grün. Wir fahren Puerto Inka an, eine kleine Bucht mit Hotel und Campingmöglichkeit neben einer früheren Inkasiedlung. Von hier wurden Fisch und Gemüse bis nach Cusco gebracht. Es sind noch erstaunlich viele Ruinen erhalten, so dass wir neben Entspannung am Strand auch noch etwas Bewegung bekommen und die Ruinen besichtigen.

Von Puerto Inka ist es nur eine kleinere Etappe bis zu unserem nächsten Ziel – Nasca. Schon vorher haben wir uns entschlossen, auf das „must“, einen Flug über die Nasca-Linien, zu verzichten. Zum einen, weil die Flüge nicht immer sicher sind, zum anderen, weil das Wetter auch hier in Nasca – mal wieder – völlig ungewöhnlich ist. Eigentlich regnet es in Nasca nicht oder kaum. Und dafür hatten wir schon an einem Tag ziemlich viel Wasser. Fast immer Wolken und nur diffuses Licht. Aber schon das Museo Antonini hat uns voll entschädigt. Eine sehr spannende und auch gut aufbereitete Übersicht über die präkolumbianischen Kulturen der hiesigen Gegend. Die Museen in in Südamerika sind übrigens oft sehr gut gemacht. Von einem Aussichtspunkt und einem Turm aus konnten wir dann einen, zugegeben kleinen, Teil der Nasca-Linien und Figuren sehen. Abgerundet hat das Ganze das Museo Maria Reiche. In Dresden geboren hat sie seit den 30er Jahren ihr Leben der Erforschung der Nasca-Linien gewidmet. Ganz witzig ihr Zimmer, mit Lehmboden und einer großen Deutschland-Fahne am Arbeitstisch. Könnte aber auch erst nach ihrem Tod dort angebracht worden sein.

Auf dem Weg zum Nationalpark Paracas machen wir Halt in Ica, um einzukaufen. Hier, einige Kilometer weg vom Meer, hat es über 36 Grad im Schatten, so dass das Warten im Auto (seit dem Raub bewachen wir unser Auto selbst, wenn kein Wachdienst in der Nähe ist) eine Tortur ist. Da ist es am Meer in Paracas schon angenehmer, bei mittelstarker Brise. Ausreichend für die Kitesurfer, die hier am ersten Stellplatz kurz vor dem Nationalpark ihre Bahnen ziehen. Abends dann übernehmen die Könner die Drachen und zeigen die gewagtesten Sprünge. Leider ist dann, mal wieder, Musik bis in die späten Stunden angesagt, so dass wir uns am Tag darauf in den Nationalpark an die Playa Roja verziehen. Frühstück allerdings vor der Kulisse von Hunderten von Seevögeln – Möwen, Pelikanen, Tölpel etc, sogar Flamingos – die sich in den frühen Morgenstunden, wenn die Kitesurfer noch nicht da sind, am Strand niederlassen. Ein besonders hohes Vorkommen von Plankton und Algen hat dafür gesorgt, dass hier auf der Halbinsel Paracas die höchste Dichte an Wasservögeln auf der Welt zu finden ist.

Und nun hat uns die letzte Etappe nach Lima gebracht. Im Hostal Hitchhikers Backpackers in Miraflores, dem Stadtteil am Meer, finden wir einen Stellplatz, übrigens die einzige Möglichkeit für uns in Lima. Neben Sightseeing steht v.a. Kundendienst für unser Auto an. Also machen wir uns auf die Suche nach einer Mazda-Werkstatt, was uns erst mit der Hilfe eines netten Peruaners hier im Hostal gelingt. Und mit Hilfe unseres Navis fahren wir dann die 12 km quer durch die Stadt bis zur Werkstatt. Ute sagt wo’s langgeht, Volker schaut, dass das Auto ohne Boxkampf ans Ziel gelangt. Der Service ist erst am Tag darauf möglich, also wieder zurück zum Hostal. Um dann am kommenden Morgen um 7.30, im vollen Berufsverkehr, wieder hinzufahren. Aber richtig spannend wird es dann bei der Rückfahrt abends um 18 Uhr. Wir brauchen für die 12 km eine ganze Stunde, und ab und zu setzt der Herzschlag aus, wenn sich ein Auto von links oder rechts einfach vor unser Auto schiebt. Im vollen Vertrauen (??) darauf, dass die Ausländer schon bremsen werden.

Wir machen einen kurzen Bummel durch Miraflores, der etwas besseren Wohngegend hier in Lima, und gehen zwei mal in die Innenstadt. Lima ist vor allem für seine Balkone und Erker bekannt, die noch an vielen Häusern zu finden sind, auf denen sich das Leben abspielte. Und vermutlich ließ es sich auch recht gut beobachten, was sich so unten auf der Straße alles tat. Lima ist interessant, aber auch nicht überwältigend. Eine lebhafte Stadt, in der Innenstadt viel mehr oder weniger gut erhaltene alte Bausubstanz, und eine erkleckliche Anzahl von Museen. Wir besuchen das Literaturmuseum, das im alten Bahnhof untergebracht ist, und das Museum der Nationalbank, in dem u.a. Relikte der präkolumbianischen Zeit, sowohl Keramik, Textil als auch in Gold, zu finden ist. Und wir treffen uns mit Werner, um mit ihm den Import der Ersatzteile zu besprechen, die wir bereits im Dezember nach Ushuaia versenden ließen – und die dann nicht durch den Zoll in Buenos Aires kamen. Werner lebt schon seit 10 Jahren in Lima und gibt uns einen ganz guten Einblick in die Situation hier in Peru. Unter anderem versucht ein Bekannter von ihm schon seit Jahren, Wasseraufbereitungsanlagen zu installieren – z.B. in Schulen. Ein Segen hier in der Wüste, würde man denken, aber niemand interessiert sich dafür, schon gar nicht die Politik. Nur wenn die deutsche Botschaft eine Anlage verschenkt, z.B. an eine Schule, wird sie gerne genommen und mit Pomp eingeweiht. Dies deckt sich mit unseren Beobachtungen zum Thema Umweltbewusstsein: Ist doch (fast) die gesamte Panamericana bis Lima eine einzige Müllkippe. Rechts und links liegen die Müllsäcke, die natürlich irgendwann aufplatzen und den Inhalt in die Wüste entlassen. Und die Abfallbehälter nutzen nur die komischen Touristen.

Wir werden nochmals nach Lima kommen und die Ersatzteile abholen und haben dann hoffentlich mehr Zeit, die interessanten Gespräche fortzusetzen.

Beeindruckt hat uns der Circuito Magico de Aqua. Der Wasserfontänenpark hat 10 Stationen mit Wasserspielen, von denen einige mit Musik unterlegt inszeniert werden, abends sogar farbig angestrahlt. Das ist wirklich gut und witzig gemacht. Mit interaktiven Stationen, bei denen die Besucher i.d.R. richtig schön nass werden. Es ist der größte Park dieser Art und hat es sogar ins Guinessbuch der Rekorde geschafft.

Insgesamt sind die Peruaner enorm freundlich und hilfsbereit – wenn man etwas hilflos rumsteht und womöglich noch einen Stadtplan in der Hand hat, wird man sofort gefragt, ob man Hilfe benötigt. Genauso im Bus, man bekommt genaue Anweisungen wo man aussteigen muss und wie man dann am besten läuft. Nur in ein Auto darf sich der Peruaner nicht setzen, da verwandelt er sich in ein Tier und vergisst alle Regeln des menschlichen Miteinander.

Und morgen geht es dann weiter. Zunächst in den Nationalpark Lachay, mal wieder grün tanken. Und dann in mehreren Etappen zur Grenze nach Ecuador.